Nach viel Festivalschlamm, durchtanzten Nächten und einem deliriumähnlichen Schwindel, der mich jegliches Raum- und Zeitgefühl vergessen ließ, stand heute der Vorsatz der Entsorgung angetrockneter Kaffetassen auf meinem Schreibtisch, um diesen für folgende Hausarbeiten zu leeren.
Tatsächlich habe ich mir sogar einen Tag dafür freigenommen -habe erst mein Zimmer aufgeräumt, um es ein paar Stunden später wieder komplett zu verwüsten (Ich bin ein Mädchen, dass es aufgrund Zeitmangel und dem Nichtfinden von Schlüssel/Lippenstift/whatever schafft, ein Zimmer, eine Wohnung, wahrscheinlich sogar ein Haus, im Chaos ertrinken zu lassen).
Vielleicht kann man es auf die Übernächtigung schieben, aber nach Arbeitsaufschub durch Durchklicken gefühlt jeder existierenden Internetseite, kam mir die Idee mit grandios mehrjähriger Verspätung einen tumblr zu erstellen. Meine Festplatte ist sowieso überfüllt, folglich kann man meine Entscheidung umgedreht auch wieder als vernünftig betrachten. Et voila: Wer will kann nun schauen, wo ich im Internet runlunger!
Der Geruch von frischgemähtem Rasen und Holzkohle, im Hellen nach Hause und kommen und wahlweise bei Dönnermännern, fremden Menschen oder in Kornfeldern frühstücken - es gibt wohl genügend Gründe gerade im Sommer das Wirkliche dem Virtuellem vorzuziehen.
Weitermachen werde ich hier, der Vorsatz von mehr Text und weniger Egozentrismus, dafür mehr Fiktion, steht auch - und sollte ich meine Vorsätze doch brechen wollen, der Fotospeicher meiner Festplatte quillt über von haareschüttelnden, alkoholisierten Menschen mit interessanten Tanzbewegungen, so hätten Außenstehende dann ihr Amüsement auf unsere Kosten, ha!
Die Haut riecht wieder nach Sonnencreme, Mücken summen nervtötende Melodien vor dem Gehöreingang, erste Sommersprossen werden gezählt.
Wenn man mit Fahrrädern über Kopfsteinpflaster fährt, klirren die Bierflaschen in den Gepäckträgern aneinander.
Später legt man Fleisch und Gemüse auf einen Grill, der entweder zu viel oder zu wenig Glut hat.
Lagerfeuer werden gemacht, Weihnachtslichterketten auf Kirschbäume gehangen, Weinflaschen werden geleert um anschließend betrunken, barfuß nach Hause zu laufen.
Fotoschnippsel aus 36 Stunden Hamburg:
- morbide Essenseinladungen - wenig Schlaf und viel Guarana-Minze-Tee - Tanzen -
die Erkenntnis das man sich problemlos zwei Tage von Börek ernähren kann -
Kopfchaos - Konfettireste auf Straßen -
- der Erste sein, der seine Fußspuren im Schnee fixiert -
- Chaos -
- aufkeimende Sommersehnsucht:
Haare, die nach Sonne riechen, Mückenattacken, im Hellen nach Hause kommen -
- Räume, ausgefüllt mit elektronischer Musik und den Erwatungen junger Menschen, die sich eigentlich vorgenommen haben, nichts mehr zu erwaten -
- Kaffe, Erdnussbutter, Wein -
In meiner Stadt sehe ich selten Menschen.
Ich sehe Autofahrer, Konsumenten, Luftballonverkäufer,
selten die Menschen dahinter.
Manchmal langweilt mich meine Stadt.
Ich kenne ihre Steine, Orte und Geschichten-
zumindest glaube ich sie zu kennen.
Dann wünsche ich mir, ich würde die Menschen sehen,
wünsche mir, sie würden mir den Zauber, das Bizarre und das Chaos ihrer Stadt zeigen.
Ich wünsche, ich würde die Menschen sehen-
ich wäre immer in meiner Stadt und immer woanders.
Ich habe ein neues Blüschen. Es ist altrosa, mit Spitze und ließ bei mir sofort Assoziation an Hans-Christians Andersens Märchen aufkommen- eines meiner liebsten aus der Kindheit.
Dazu gibt es eine meiner Lieblinsmelodien, vor dem Fenster tanzende Schnneflocken, Granatapfeltee und Süßkrams.